
Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld hat jüngst die Ergebnisse ihrer Frühjahrs-Konjunkturumfrage vorgestellt. Die Ergebnisse überraschen. Viele haben gut zu tun, andere leiden unter sparsamen Verbrauchern.
Insgesamt bewerten 42 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 41 Prozent sind zufrieden. Nur 17 Prozent melden eine schlechte Lage. Ein Grund dürfte sein, dass die Auftragsreichweite stabil ist. 52 Prozent der befragten Betriebe – mehr als die Hälfte – melden eine hohe Auslastung von 80 Prozent oder mehr, während 21 Prozent unter 60 Prozent bleiben. Der Geschäftsklimaindex als konjunktureller Leitindikator liegt bei 115 Punkten und damit leicht über dem Vorjahreswert von 114 Punkten.
Stimmung auf dem Bau wird besser
Trotz der anhaltenden Baukrise verzeichnet selbst das Bauhauptgewerbe in Ostwestfalen-Lippe eine Verbesserung der Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex ist in dieser Branche von 109 Punkten im Frühjahr 2024 auf 121 Punkte im Frühjahr 2025 gestiegen. „Die Erwartungen sind stark von dem avisierten Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität geprägt, das Investitionsmittel bereitstellen und den Auftragseingang stabilisieren soll“, erklärte Prager. Auch im Ausbaugewerbe führt eine optimistischere Erwartungshaltung zu einer leichten Verbesserung. Gleichzeitig belasten der schwache Wohnungsbau und eine verhaltene Nachfrage nach energetischen Sanierungen die Branche weiterhin.
Fleischer und Bäcker unter Druck
Im Kfz-Gewerbe und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf stabilisiert sich das Geschäftsklima auf niedrigem Niveau. Während sich das Gesundheitsgewerbe und die Handwerke für den privaten Bedarf erholen, erlebt das Lebensmittelgewerbe einen massiven Einbruch: Der Index ist von 122 Punkten im Frühjahr 2024 auf 88 Punkte gesunken. „Unsere Betriebe berichten von Kaufzurückhaltung bei handwerklichen Lebensmitteln aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Perspektiven“, so Prager. Zudem blieben hohe Rohstoff- und Energiekosten eine Herausforderung.
Verlässliche Rahmenbedingungen nötig
Grund genug für Zufriedenheit ist das für die politischen Vertreter des Handwerks nicht: „Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt – das spüren auch unsere Handwerksbetriebe“, betonte Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld. Das Handwerk stehe bereit, um Wohnungsbau, Wärmewende und Verkehrsinfrastruktur voranzutreiben. „Was jedoch fehlt, sind verlässliche Rahmenbedingungen und eine Verwaltung, die mit dem Tempo der Transformation Schritt hält“, erklärte Dresrüsse.
Aufschwung wäre schön
Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, forderte gezielte Reformen und eine mittelstandsfreundliche Umsetzung des Sondervermögens. „Damit das Sondervermögen nicht zum teuren Investitionsbluff wird, braucht es einen entschlossenen Abbau von Bürokratie, eine spürbare Verwaltungsvereinfachung und -beschleunigung sowie eine deutliche Entlastung bei Steuern und Abgaben. Nur so führt die angekündigte Investitionsoffensive auf Bundesebene zu echtem wirtschaftlichem Aufschwung“, so Prager. Für das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe stehen rund 22.000 Betriebe mit rund 215.000 Beschäftigten.
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Volksbank in Ostwestfalen – Bild © HWK OWL