Bürokratie vernichtet mehr als 20 Prozent der Arbeitszeit

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Durch erhöhte Anforderungen müssen Angestellte mittlerweile 22 Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Tätigkeiten aufwenden. Dies geht aus einer Umfrage des ifo Instituts unter Führungskräften in Deutschland hervor.

„Die Unternehmen berichten vor allem von erheblichem Personalaufwand, der zur Einhaltung immer neuer gesetzlicher Auflagen benötigt wird“, sagt ifo-Forscherin Ramona Schmid. „Zudem kritisieren sie, dass die zunehmende Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit und die unternehmerische Freiheit belastet sowie die Investitionsentscheidungen der Unternehmen beeinflusst.“

Viele Gesetze schlecht umsetzbar

Nach Angaben der Managerinnen und Manager entsteht der steigende Zeitaufwand vor allem durch ausufernde Berichts- und Informations-, Dokumentations- und Meldepflichten. Außerdem seien die gesetzlichen Regelungen in den letzten zehn Jahren immer komplexer geworden. Rund 75 Prozent der Teilnehmenden bewerten die Praxistauglichkeit bzw. Umsetzbarkeit von Gesetzen dabei als schlecht bis sehr schlecht.

Sechs Prozent des Umsatzes

Um den bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden, müssen knapp 80 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen externe Dienstleister beauftragen. In Summe beziffern die Unternehmen die durch Bürokratie verursachten Kosten auf durchschnittlich sechs Prozent ihres Umsatzes. Teilnehmer der Befragung waren ca. 450 Mitglieder des Panels der ifo-Managementumfrage. Die Umfrage lief im Mai 2024.

146 Mrd. Euro Wirtschaftsleistung

Überbordende Bürokratie kommt Deutschland einer Studie des Münchner ifo-Instituts zufolge teurer zu stehen. Sie kostet laut einer zweiten Studie des Münchner ifo-Instituts jährlich bis zu 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung. „Das große Ausmaß der Kosten durch die Bürokratie verdeutlicht die Dringlichkeit des Reformbedarfs“, sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck.

Entlastung auf niedrigem Niveau

Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundestag das Bürokratieentlastungsgesetz beschlossen. Nur zur Einordnung: Damit soll die Wirtschaft jährlich um rund 944 Millionen Euro – um rund ein Hundertfünfzigstel des aktuellen Aufwands – entlastet werden. Das Gesetz umfasst mehr als 60 Einzelmaßnahmen.

Staat muss stärker digitalisieren

„Die Kosten von Nichtstun sind riesig, gemessen am Wachstumspotenzial, das im Bürokratieabbau schlummert.“ Einer der Gründe für die hohen Kosten liegt den Angaben zufolge an der mangelnden Digitalisierung des Staates und seiner Behörden. „Würde Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf das Niveau von Dänemark aufschließen, wäre die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher“, sagte Falck.

„Alle Pflichten auf den Prüfstand“

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, die diese Studie in Auftrag gegeben hatte, fordert angesichts der hohen Kosten ein sofortiges Bürokratie-Moratorium. „Der Schaden im dreistelligen Milliardenbereich ist gigantisch“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Alle Nachweis-, Dokumentations- und Berichtspflichten sowie Statistikmeldungen gehörten auf den Prüfstand, ebenso alle ständigen Gesetzesänderungen, Datenschutzvorgaben und langwierigen Verwaltungsverfahren. Diese müssten deutlich verschlankt und teilweise komplett abgeschafft werden – und das in Berlin ebenso wie in Brüssel.

 


Autor:
Volksbank in Ostwestfalen – Bild © Smolaw11 – adobe stock