EU-Staaten wollen ab 2030 nur noch klimaneutrale Neubauten erlauben

Baustellen mit Kränen

In der EU sollen nach dem Willen des Rates der Mitgliedstaaten ab 2030 nur noch klimaneutrale Wohnhäuser gebaut werden dürfen. Für bereits existierende Häuser und Wohnungen sollen Mindestnormen für die Energieeffizienz gesetzt werden. Darauf einigten sich jetzt die Energieminister der 24 Mitgliedsstaaten. Diese neuen Vorgaben zielten darauf ab, den kompletten Gebäudebestand in der EU bis 2050 emissionsfrei zu machen. Auf viele Eigentümer könnten deswegen mittelfristig größere Sanierungen zukommen. Und das Bauen wird sich aller Voraussicht nach noch weiter verteuern.

Die Einigung der Energieminister ist nun die Basis für Verhandlungen im Europäischen Parlament. Eine endgültige Entscheidung über die geplante Verschärfung von Vorgaben für die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden muss am Ende von beiden Institutionen getroffen werden. Danach bedarf es noch der Feindefinition und Umsetzung in deutsches Bau- und Energierecht.

Kein Modernisierungszwang

Grundlage der Beratungen im Ministerrat waren sehr weitreichende Vorschläge der EU-Kommission. Die forderten auch, dass alle besonders schlecht gedämmten Gebäude bis 2030 modernisiert werden müssen. Nach Angaben der Kommission seien die Gebäude in Summe für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgase in der EU verantwortlich.

Treibhausgase halbieren

In einem ersten Schritt sollen jetzt die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Der Treibhausgasausstoß der EU belief sich 2020 auf rund 3,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Damit lagen die Emissionen um knapp ein Drittel niedriger als im Jahr 1990. Vor allem die Staaten Mittel- und Osteuropas verzeichneten in den letzten drei Jahrzehnten deutliche Einsparungen. Diese lassen sich zum Teil auf einen Industrieabbau in diesen Ländern zurückführen.

Energiesystem decarbonisieren

Rund drei Viertel der EU-weiten Treibhausgasemissionen entfallen auf den Bereich Energie (für Industrie, Verkehr, Haushalte u.a.). Die 2020 ausgestoßene Menge entsprach rund 2,5 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten. Um die Klimaziele bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, will die EU-Kommission das Energiesystem der EU komplett dekarbonisieren, auf fossile Brennstoffe ganz verzichten. Dafür soll der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert und die Energieeffizienz erhöht werden.

40 Prozent Erneuerbare bis 2030

Ein Umstieg auf erneuerbare Energiequellen mindert den Ressourcenverbrauch, reduziert Energieimporte, verringert energetisch bedingte Emissionen und fördert die Versorgungssicherheit sowie technische Innovationen. Die EU-Kommission möchte den Anteil erneuerbarer Energien in der EU deshalb bis 2030 auf 40 % anheben. 2020 wurden EU-weit schon 22 % des Bruttoendenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt, in Deutschland ist es – zumindest rechnerisch – schon fast die Hälfte.

Erster klimaneutraler Kontinent

Ziel der EU ist es, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent auf dieser Erde zu werden. Für den im Dezember 2019 gestarteten Prozess „Green Deal“ sind allein in den nächsten sieben Jahren 1,8 Billionen Euro als Fördermittel eingeplant. Weitergehende Informationen zum „Green Deal“ der EU finden Sie hier: https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de.

 

 


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Animaflora PicsStock – adobe stock