Wer hortet daheim am meisten Bargeld?

Bargeld

Die Deutschen lieben Bargeld. Das ist nicht neu. Doch die Liebe geht deutlich weiter als bisher geahnt. Denn viele horten daheim hohe Mengen Bares. In ihren Portemonnaies tragen die Durchschnittsbürger Lieschen Müller und Max Mustermann genau 107 Euro mit sich herum. Vor zehn Jahren waren es noch 118 Euro.

Die Bundesbank wollte es genauer wissen und fragte auch, wieviel Bargeld die Deutschen daheim bunkern. Nun ist das keine Frage, die man einem Wildfremden auf dem Bahnhofsvorplatz beantwortet, deshalb konnten die Befragten die Zahl anonym direkt in einen Rechner eingeben. Das Ergebnis beeindruckte: Im Schnitt werden zuhause 1.364 Euro für länger als zwei Wochen aufbewahrt.

Aber die Summe allein sagt noch nicht viel. Entscheidender ist der Median, genau der Betrag, bei dem die eine Hälfte weniger, die andere mehr unterm Kopfkissen verbirgt. Und dieser Wert liegt gerade einmal bei 200 Euro. Das bedeutet: Viele Personen hatten kein oder nur wenig Bargeld daheim, andere horten viel mehr. Jeder Zwanzigste nannte Bargeldbeträge von mehr als 5.000 Euro; einer der 2.000 Befragten lagerte sogar 100.000 Euro daheim im Tresor.

Den gesamten Bargeldbestand im Umlauf beziffert die Bundesbank mit 94 Mrd. Euro. Demzufolge müssten es 3,4 Mio. Erwachsene sein, die sehr hohe Summen daheim haben. Ist aber nicht wahrscheinlich. Sicher ist jedoch: Wer mehr verdient, steckt daheim mehr in den Strumpf. 2.635 Euro lagern im Mittel jene, die mehr als 4.000 Euro im Monat verdienen. Fünf Prozent der Gutverdiener hatten sogar mehr als 20.000 Euro in bar im Haus – hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung entspricht das 83.000 Personen.

Ganz vorn beim Bargeld-Bunkern liegt die Altersgruppe der 55- bis 65-jährigen. Bei den Berufsgruppen sind es allen voran die Selbstständigen mit 2.129 Euro im Mittel. Am wenigsten haben Beamte daheim (543 Euro); Angestellte lagern 1.043 Euro zuhause, Arbeiter sogar 1.898 Euro. Schwarzarbeit kann ein Grund sein, muss aber nicht. Nur zwölf Prozent vermuteten, dass die Bargeldsammler Geld vor dem Staat verstecken wollten. Anonymität beim Bezahlen scheint ein weiteres wichtiges Motiv zu sein, dicht gefolgt von der Angst vor Hackerangriffen auf die Banken.

Alle Zahlen stammen aus der Vor-Corona-Zeit. Und die dürfte für weitere Verwerfungen verantwortlich sein: Zuletzt wurde fast jeder zweite Einkauf mit der Karte bezahlt. Gleichzeitig wurden Unmengen Gold an Privatleute verkauft. Viel davon dürfte jetzt auch noch daheim in den Tresoren liegen. Oder in den Schließfächern der Banken.


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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © granata68 – adobe stock