NRW will seine Infrastruktur zukunftssicherer machen

Asphaltmaschine im Einsatz

Die Landesregierung will mit einer Sanierungsoffensive die Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen zukunftssicher machen und vor allem die Sanierung und den Ersatzneubau von Straßen, Brücken und Tunnel rücken.

„Nordrhein-Westfalen steht vor der gewaltigen Herausforderung, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur zukunftsfest zu machen“, sagte Verkehrsminister Oliver Krischer bei der Vorstellung der Sanierungsoffensive „Straßeninfrastruktur NRW“ in Düsseldorf. „Unsere Straßen, Brücken und Tunnelanlagen sind in die Jahre gekommen und vielerorts akut gefährdet. Das hat zum einen mit dem starken Zuwachs insbesondere beim Güterverkehr zu tun. Zum zweiten aber auch damit, dass wir in den letzten Jahrzehnten zu wenig in den Erhalt der vorhandenen Infrastruktur investiert haben“, betonte der Minister.

Schwerpunkt auf Sanierung

Mit der Sanierungsoffensive will die Landesregierung die Weichen für die Zukunft unseres Standortes stellen. „Wir wollen in den kommenden 10 Jahren den bestehenden Anteil von Straßen, Brücken und Tunnel in Nordrhein-Westfalen in einem sanierungsbedürftigen Zustand deutlich abbauen. Dafür legt die Landesregierung etwa beim Straßenbau den Schwerpunkt auf die Sanierung“, kündigte Minister Oliver Krischer.

Eckpunkte der Offensive

Die Sanierungsoffensive umfasst vor allem folgende Einzelpunkte: Priorisierung bei Sanierung der vorhandenen Straßeninfrastruktur, 10-Jahres-Programm Brückenerneuerung, Neuausrichtung Erhaltungsplanung Landesstraßen, Tunnel vorausschauend modernisieren, Mehr Transparenz durch Veröffentlichung der Zustandsdaten, Fachkräftemangel offensiv bekämpfen, Beschleunigung durch Entschlackung von Haushalts- und Vergaberecht, Innovative Bauweisen und Systeme, Übergreifende Baustellenkoordination, Verkehr und Umwelt zusammendenken, Einsatz von Recy­­clingbaustoffen im Straßenbau.

213 Mio. Euro für Tunnel

Konkret müssen bis 2030 allein rund 213 Millionen Euro in die Instandsetzung der Tunnelbauwerke im Bereich der Bundes- und Landesstraßen investiert werden. Ziel ist eine vorausschauende Ertüchtigung:  Das reaktive Beheben von aufgetretenen Störungen soll durch ein vorausschauendes Lifecycle-Management abgelöst werden. Dadurch soll auch das Ausfallrisiko minimiert werden.

400 neue Brücken

Im Bereich der Brücken sollen in den nächsten zehn Jahren rund 400 Bauwerke ersetzt werden. Als Einstieg in die Sanierungsoffensive stehen für 35 Brücken im kommenden Jahr Ersatzneubauten an (2022: 21, 2023: 15). Insgesamt werden sich dann 51 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von über 160 Millionen Euro im Bau befinden.

Personal auf Erhalt konzentrieren

Um Personal zielgerichtet einzusetzen, wird Straßen.NRW neben Neueinstellungen etwa die vorhandenen Personalkapazitäten in Richtung der Erhaltungsprojekte konzentrieren. Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) soll darüber hinaus verstärkt in größere Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen des Landes eingebunden werden, um weitere personelle Ressourcen für den Erhalt zu akquirieren.

Jede dritte Straße sanierungsbedürftig

Die Dringlichkeit der Sanierungsoffensive unterstreicht auch der jüngste Straßenzustandsbericht für Nordrhein-Westfalen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verkehrsbelastung, insbesondere des Schwerlastverkehrs, ist erkennbar, dass es aufgrund der zu geringen Erhaltungsinvestitionen der Vergangenheit zu einer stetigen Verschlechterung des Fahrbahnzustandes von 2004 bis 2011 kam. Von 2015 bis 2019 konnte in Summe der Bestand an sehr guten und guten Straßen gemäß Kategorisierung der Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) gehalten werden, wobei es zu einem Anstieg der als sehr gut eingestuften Straßen kam. Gleichzeitig ist von 2015 bis 2019 eine Zunahme des sehr schlechten Zustandes festzustellen. Aktuell sind nach der Bewertung der ZEB allein bei den Fahrbahnen der Landesstraßen mehr als ein Drittel in einem sanierungsbedürftigen Erhaltungszustand:

Grafik: StraßenNRW

Der Bericht über den Zustand der Fahrbahnbefestigungen und Brücken der Landesstraßen in Nordrhein-Westfalen zeige, so Krischer, dass sich der Zustand der Straßen und Brücken in der Summe nicht weiter verschlechtert hat. Eine Trendumkehr hin zu einer deutlichen Verbesserung des Zustandes konnte damit allerdings auch nicht erreicht werden.

Brückeninfrastruktur stark belastet

In die Zuständigkeit des Landes Nordrhein-Westfalen fallen derzeit insgesamt 6.714 Brücken, die durch Straßen.NRW betreut werden. Das mittlere Alter der Brücken an Bundes- und Landesstraßen liegt bei etwa 50 Jahren. „Ein großer Teil der Brücken wurde in den 60er und 70er Jahren gebaut. Sie sind nicht für die heutigen Belastungen, insbesondere des Schwerverkehrs, ausgelegt“, sagte Minister Krischer. Jede fünfzigste Brücke unter Bundesstraßen und jede 20. Brücke auf Landstraßen habe aktuell einen nicht ausreichenden oder ungenügenden Bauwerkszustand. In Summe sollen in den nächsten 10 Jahren rund 400 Brücken in Zuständigkeit des Landes erneuert werden.

Personalengpässe in Planung und Bau

Erschwert wird die Sanierung durch Engpässe in der Bauwirtschaft und die weiterhin angespannte Lage auf dem Fachkräftemarkt. „Straßen.NRW wird durch Stellenverlagerungen den Bereich Tunnelbau deutlich verstärken“, kündigte Dr.-Ing. Petra Beckefeld, Technische Direktorin des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) an.

 


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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © phoderstock – adobe stock