Deutsche bleiben ihrem Arbeitgeber elf Jahre treu

Koch Betriebsangehörigkeit

Arbeitnehmende in Deutschland bleiben durchschnittlich rund elf Jahre bei einem Unternehmen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) hervor. Damit liegen die Deutschen im europäischen Mittelfeld: Skandinavier wechseln häufiger, die Menschen in den Mittelmeerländern seltener.

Wie lange Mitarbeitende ihrer Firma die Treue halten, wird allerdings von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Vor allem die Branche spielt eine Rolle. Bei Banken und Versicherungen bleiben Beschäftigte durchschnittlich rund 18 Jahre; 16 Jahre sind es in der öffentlichen Verwaltung und bei Sozialversicherungen nicht viel geringer. Überdurchschnittlich hoch ist die Betriebszugehörigkeit auch im Bergbau, im verarbeitenden Gewerbe sowie in der Metall- und Elektroindustrie mit mehr als 12 Jahren. Am unteren Ende der Skala befindet sich das Gastgewerbe, in dem die Angestellten nur etwas mehr als fünf Jahre bei einer Firma bleiben.

Branche und Firmengröße immens wichtig

Auch die Unternehmensgröße wirkt sich auf die Dauer der Betriebszugehörigkeit aus: Je größer die Firma, desto treuer ist die Belegschaft. Bei Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten erreicht die Verweildauer im Schnitt 13 Jahre. Bei einer Unternehmensgröße von 200 bis 1.999 Angestellten beträgt sie noch gut elf Jahre. In Betrieben mit 10 bis 199 Mitarbeitern schrumpft die Treuefrist etwas weniger als neun Jahre. Bei Kleinstbetrieben mit maximal 19 Beschäftigten bleiben Mitarbeiter nur gut acht Jahre.

Akademiker und Ungelernte weniger treu

Ein weiterer Einflussfaktor ist die Qualifikation. Am treuesten sind Fachschulabsolventen und Meister, also Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit mittlerer Qualifikation: Sie bleiben durchschnittlich mehr als 14 Jahre. Wer eine Lehre, Berufsfachschule oder Beamtenausbildung absolviert hat, verweilt mehr als 12 Jahre. Fachhochschulabsolventen verbleiben im Mittel 12 Jahren, Uni-Absolventen hingegen nur knapp neun Jahre. Noch etwas weniger lange bleiben Beschäftigte ohne Abschluss in einem Betrieb. Dass Akademiker und Geringqualifizierte am häufigsten wechseln, überrascht die Macher der Studie wenig. Zum einen seien Stellen in der Wissenschaft häufig befristet, außerdem könnten Hochqualifizierte durch ihre längere Ausbildung weniger Berufsjahre vorweisen. Beschäftigte ohne Abschluss hingegen seien von Konjunkturschwankungen am meisten betroffen und müssten daher öfter wechseln.

Corona ist vermutlich Wechsel-Bremse

Die jüngsten Zahlen stammen aus 2019, also von vor der Corona-Krise. Die werde den Treue-Index eher steigern als senken, so die iwd-Statistiker. Ein Grund dafür sei, dass Beschäftigte in Krisen loyaler seien als in wirtschaftlich guten Zeiten. Zudem sei das Kurzarbeitergeld darauf ausgelegt, Personal in den Unternehmen zu halten.


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