Macht die neue HOAI das gewerbliche Bauen billiger?

Bauplanung

Die Baupreise sind in den letzten Jahren extrem gestiegen. Eine Entspannung könnte jetzt aus der Überarbeitung der HOAI, der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, kommen. Denn das EUGH hat in einem Grundsatzurteil festgestellt, dass die in der HOAI fixierten Mindest- und Höchstsätze für die Vergütung der Planungsleistungen der europäischen Dienstleistungsrichtlinie widersprechen.

Gerade hat die Bundesregierung mit einer von Experten als „minimalinvasiv“ bezeichneten  Gesetzesüberarbeitung die HOAI-Version 2021 auf den Weg gebracht. Für die ab dem 1. Januar geschlossenen Verträge gibt es dann keine verbindlichen Mindest- und Höchstsätze mehr. Für die Parteien wird es gleichzeitig erheblich einfacher, die Honorare wirksam zu vereinbaren. Und zwar vor, während und auch noch nach der Auftragsvergabe.

HOAI bleibt Kalkulationshilfe

Bauherren wie Planer können sich an dem bewährten System der HOAI zur Honorarermittlung orientieren. Oder davon abweichen. Kommt keine wirksame Honorarvereinbarung zustande, gilt der bisherige Mindestsatz als Basishonorar vereinbart. Damit sollen Streitigkeiten über die Honorarhöhe vermieden werden.

Weitere Anpassungen in Sicht

In 2021 will man die Diskussion um weitere Änderungen der HOAI wie zum Beispiel die Anpassung der Honorartafelwerte – und viel wichtiger noch – die lange überfällige Aktualisierung der Leistungsbilder angehen. Deshalb ist damit zu rechnen, dass eine erneute Anpassung in nicht allzu ferner Zukunft folgen wird.

Betriebskosten wichtiger als Honorar

Wird durch das EuGH-Urteil das Bauen für Unternehmen und Kommunen nun billiger? Wohl kaum. Denn es wird derzeit extrem viel gebaut. Ingenieure haben, wie die Handwerker, alle Hände voll zu tun und können sich die Aufträge aussuchen. Vielleicht hilft die Diskussion um die Angemessenheit von Honoraren aber, den Blick der Bauherren von den Kosten für die Planung auf das Ergebnis der Planung zu lenken.

Smarte Konzepte sind mehr wert

Denn Architekten wie Ingenieure sollten immer häufiger nach dem smartesten Weg suchen und nicht nach dem technisch aufwändigsten. Stichwort Energie: Man kann in einen Gewerbebau alles einbauen, was es zum Heizen und Kühlen braucht. Mit einfacher oder auch zweifacher Redundanz. Oder man findet intelligentere Konzepte der Temperaturführung, die dauerhaft mit weniger Energie auskommen. Entkoppelt man das Honorar der Ingenieure – zumindest gedanklich – von den Kosten der geplanten Installation, wird man schnell erkennen, dass ein smartes Konzept nachhaltig viel Geld spart. Und das ist dann mehr wert, darf deshalb sogar mehr kosten statt weniger.

Die Diskussion über die Angemessenheit von Planungsleistungen auf dem Bau werden anhalten. Darin steckt auch die Chance, den Wert von Konzepten intensiver als bisher an ihrer Nachhaltigkeit zu messen.

 


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Unternehmen OWL – Bild © KonText-Kontor