Die meisten Arbeitnehmer sind zufrieden und engagiert

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Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) widerspricht den Marktforschern von Gallup: Demnach sei die Arbeitszufriedenheit der Deutschen weit höher als zuletzt reklamiert.

Die meisten Beschäftigten in Deutschland sind mit ihrem Job nach wie vor zufrieden, viele können sich für ihre Arbeit regelrecht begeistern. Entsprechend ist auch die Fluktuationsrate schon seit Jahren nahezu unverändert – viele Arbeitnehmer halten ihrem Betrieb über eine lange Zeit die Treue. Dies sind Ergebnisse einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) als Gegenrede zu einer Gallup-Studie.

78 Prozent der Beschäftigten in Deutschland machen nur Dienst nach Vorschrift und 13 Prozent haben bereits innerlich gekündigt – mit diesem erschreckenden Befund machte das bekannte Beratungsunternehmen Gallup vor einiger Zeit Schlagzeilen. Doch sind die Arbeitnehmer in Deutschland wirklich so lustlos und gefrustet?

Zweifel an der Gallup-Studie

Schon ein näherer Blick auf die Gallup-Studie lässt Zweifel an dem scheinbar eindeutigen Befund aufkommen. Beispielsweise misst die Untersuchung das Engagement eines Mitarbeiters unter anderem daran, ob er im Kollegenkreis einen guten Freund hat. Schon seit Anfang der 1990er Jahre verorten die Beschäftigten in Deutschland ihre Arbeitszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn im Schnitt stets bei rund sieben Punkten. Das IW hat nun selbst einige Indikatoren analysiert, die zeigen, wie es um die Einstellung der Beschäftigten zu ihrem Job tatsächlich bestellt ist. Die Ergebnisse bestätigen die Aussagen von Gallup nicht – im Gegenteil.

Arbeitszufriedenheit groß

Die große Haushaltsbefragung des sozio-ökonomischen Panels lässt kaum Zweifel daran aufkommen, dass die meisten Menschen in Deutschland ihren Job gern ausüben – die Zahlen sind seit Jahren nahezu konstant. Schon seit Anfang der 1990er Jahre verorten die Beschäftigten ihre Arbeitszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn stets bei rund sieben Punkten. Auch den jüngsten Daten für das Jahr 2022 zufolge sagt fast die Hälfte der Befragten, sie seien mit ihrer Arbeit sehr oder sogar ganz und gar zufrieden – sie vergeben acht bis zehn von zehn möglichen Punkten. Gerade einmal etwas mehr als 3 Prozent sind (völlig) unzufrieden mit ihrem Job.

Engagement sehr hoch

Das Gros der Beschäftigten in Deutschland lehnt sich zudem nicht einfach zurück und gibt sich mit der aufgetragenen Arbeit zufrieden. Vielmehr zeigt die IW-Beschäftigtenbefragung von 2024 ein hohes Maß an aktivem Engagement für den eigenen Betrieb: Im Mittel erreichen die Beschäftigten beim Engagement-Index, der eine Skala von 0 bis zu bestmöglichen 24 Punkten aufweist, 16 Punkte. Rund 2.000 der insgesamt 5.060 Befragten kommen auf mehr als 16 Engagement-Punkte, 30 Beschäftigte erzielen sogar den Maximalwert von 24 – sie geben unter anderem an, sich immer für die Arbeit zu begeistern und nie an deren Wichtigkeit zu zweifeln. Knapp 57 Prozent geben zudem an, (fast) immer von ihrem Job begeistert zu sein. Und gut 53 Prozent fühlen sich in aller Regel bei der Arbeit voller Energie.

Fluktuation gering

Analysiert man die Ergebnisse der IW-Beschäftigtenbefragung näher, zeigt sich auch: Überdurchschnittlich engagierte Mitarbeiter stufen die Wahrscheinlichkeit als relativ gering ein, in den kommenden beiden Jahren die Stelle zu wechseln. Dazu passt, dass der sogenannte Fluktuationskoeffizient in Deutschland seit Jahren nur leicht um den Wert von 30 schwankt – vereinfacht lässt sich also sagen, dass in jedem Jahr auf knapp jedem dritten Arbeitsplatz ein Personalwechsel stattfindet. Dabei wäre ein Anstieg der Fluktuation plausibel – schließlich hat die hohe Arbeitskräftenachfrage in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass viele Menschen mehr Optionen auf dem Arbeitsmarkt haben. Besonders gering ist die Fluktuation im Übrigen nicht nur in der öffentlichen Verwaltung mit einem Fluktuationskoeffizienten von knapp 14, sondern auch in vielen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes wie beispielsweise der Metall- und Elektro-Industrie.

Betriebszugehörigkeit stabil

Die starke Verbundenheit, die viele Mitarbeiter gegenüber ihrem Unternehmen empfinden, spiegelt sich auch in der Dauer ihres Beschäftigungsverhältnisses: Im Jahr 2022 waren die Beschäftigten in Deutschland im Schnitt bereits seit rund elf Jahren in ihrem aktuellen Betrieb tätig – seit 2012 hat sich die mittlere Betriebszugehörigkeitsdauer nur um 0,4 Jahre verringert. Bei den über 50-jährigen betrug die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit 2022 sogar immer noch 17 Jahre.

Arbeitszufriedenheit bedroht

Allerdings wirkt sich die andauernde Krise der deutschen Wirtschaft zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus (siehe „IW-Konjunkturprognose: Wirtschaft in unsicheren Gefilden“) – und eine geringere Beschäftigungssicherheit könnte die Arbeitszufriedenheit negativ beeinflussen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen bei notwendigen Veränderungen ihre Mitarbeiter einbinden. Ein betriebliches Leistungsmanagement, das gute Arbeit und Motivation belohnt, sei dabei ein wichtiger Baustein, so die IW-Analysten.


Autor:
Volksbank in Ostwestfalen – Bild © Dragana Gordic – adobe stock

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