
Angesichts zunehmender Cyberangriffe sind viele Unternehmen nach Einschätzung von Experten nicht ausreichend geschützt. „Die deutsche Wirtschaft steht im Fadenkreuz ausländischer krimineller Hacker, die sensible Daten erbeuten, Geld erpressen oder wichtige Versorgungsstrukturen sabotieren wollen“, sagte Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands, zu den Ergebnissen einer repräsentativen Studie. „Allerdings scheinen viele Unternehmen die Risiken zu unterschätzen“, warnte er. Dies gelte speziell für kleine Firmen.
15 Prozent der Unternehmen Opfer von Cyberangriffen
Wie die gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erstellte Studie zeigt, sind 2024 insgesamt 15 Prozent der Unternehmen Opfer eines erfolgreichen Cyberangriffs geworden. Das sind vier Prozent mehr als 2023. Dabei kam es besonders häufig (84 Prozent) zu Phishing-Angriffen. Bei ihnen wird versucht, sich mit gefälschten E-Mails oder Websites persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkartennummern zu verschaffen. Daneben gibt es auch Angriffe durch Schadsoftware, die zum Beispiel das Arbeiten mit den eigenen Daten sperrt. Dabei setzen die Angreifer neuerdings verstärkt auf Künstliche Intelligenz.
BSI warnt vor Wunschdenken bei eigener Sicherheit
Insgesamt bewerten rund 90 Prozent der befragten Unternehmen ihre eigene Cybersicherheitslage als gut oder sehr gut. Für BSI-Präsidentin Claudia Plattner ist dies allerdings „reines Wunschdenken“. Gerade bei kleinen Unternehmen zeige sich im Rahmen der durchgeführten Cyber-Risiko-Checks, dass die Hälfte der geprüften Firmen die Anforderungen nicht erfüllen. Dabei verglich sie den aktuellen Cyber-Risiko-Check mit dem „Seepferdchen“ – einem Schwimmabzeichen für Anfänger, mit dem man nachweise, gerade mal an den Beckenrand zu kommen.
Unternehmen sollten Risikoanalysen durchführen
Nach Ansicht Fübis sollte jedes Unternehmen regelmäßig Risikoanalysen in Sachen Datensicherheit durchführen. Dabei gehe es nicht nur um die Frage, wie hoch das Risiko eines Cyberangriffes und einer möglichen Betriebsunterbrechung sei. Dabei gehe es auch um die Frage der Sicherheit von Kundendaten. Mit Blick auf die Sicherheit von Kundendaten sagte Fübi, gerade für kleinere Unternehmen mit weniger Ressourcen könne die Datenhaltung in der Cloud ein Weg sein, ihre Risiken zu minimieren. Plattner betonte, dass Daten grundsätzlich verschlüsselt und auch immer regelmäßige Backups erstellt werden sollten.
„NIS-2“ noch wenig bekannt
Überrascht zeigten sich Fübi und Plattner, dass nur etwa die Hälfte der befragten IT-Verantwortlichen, die zweite EU-Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS-2) kennen. Umso wichtiger sei ihre zügige Umsetzung von eurpäischem in nationales Recht. Dabei laute das Credo des BSI „Cybersicherheit vor Bürokratie“. Das Amt werde sich für eine bürokratiearme Umsetzung einsetzen und den Unternehmen weiterhin mit Informations- und Beratungsangeboten zur Seite stehe. Dies gelte auch für den Cyber Resilience Act, das Gesetz über die Widerstandsfähigkeit gegen den Datendiebstahl. Dieser gibt ein Mindestmaß an Cybersicherheit für die Zulassung vernetzter Produkte auf dem EU-Markt vor.
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Volksbank in Ostwestfalen – Bild © zynkevich – adobe stock