Digitalisierungs-Förderprogramm „go digital“ um zwei weitere Jahre verlängert

Max Kummrow

Drei Tage vor der Jahreswende kam die überraschende Nachricht: Die neue Bundesregierung verlängert das seit Sommer 2017 laufende Förderprogramm „go digital“ bis Ende 2024. Mit weiteren 72 Mio. Euro fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Handwerksbetriebe zukünftig noch zielgerichteter und passgenauer bei ihrer Digitalisierung

Die neue Richtlinie verbessert das bewährte Förderprogramm an zahlreichen Stellen. Außerdem werden zwei neue Fördervarianten eingeführt: Das neue Modul „Digitalisierungsstrategie“ fördert die Grundlagen für eine erfolgreiche Digitalisierung. Hierunter fallen die Entwicklung neuer oder Weiterentwicklung bestehender digitaler Geschäftsmodelle oder -prozesse. Ziel ist es, durch eine umfassende Beratung vorab eine Bedürfnisanalyse, eine Machbarkeitsanalyse und Risikoabschätzung zu den eigenen Digitalisierungsvorhaben zu erhalten.

Mehr Strategie und Kompetenzen

Das neue Modul „Datenkompetenz“ („go-data“) fördert KMU bei der aktiven Beteiligung an der sich entwickelnden Datenökonomie. Im Kern geht es um das Erfassen und Erzeugen von Daten, die Datenidentifizierung sowie die Datenaus- und verwertung, den Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Datenverarbeitung sowie die Berücksichtigung von rechtlichen und sicherheitstechnischen Aspekten im Umgang mit Daten. Ziel des Gesetzgebers ist es, KMU eine aktive Beteiligung an der sich entwickelnden Datenökonomie und Generierung neuer Geschäftsfelder zu ermöglichen. Weitere Module sind „IT-Sicherheit”, „Digitalisierte Geschäftsprozesse”, und „Digitale Markterschließung”.

Bis zu 16.500 Euro Zuschuss möglich

Gefördert werden zum Beispiel der Aufbau und Anlauf von Social-Media-Marketing, die Einrichtung eines digitalen Auftragsmanagements im Handwerk, der Aufbau eines systematischen Datenmanagements im Handel, die Einrichtung und Prozessverbesserung für Homeoffice-Arbeitsplätze, der Aufbau und die Vertriebsförderung durch Online-Shops, die Verbesserung der IT-Sicherheit oder die Umsetzung analoger in digitale Geschäftsprozesse. Bis zu 30 Beratertage à 1.100 Euro werden mit 50 Prozent bezuschusst. Und ein Projekt darf nicht länger als sechs Monate laufen. Firmen können 16.500 Euro Zuschuss alle zwei Jahre abfragen.

Fördergrenzen: 100 MA oder 20 Mio. Euro Umsatz

Förderberechtigt sind alle Unternehmen mit unter 100 Mitarbeitern und einem Vorjahresumsatz von höchstens 20 Mio. Euro. Wichtig ist eine Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland sowie die Förderfähigkeit nach der De-minimis-Verordnung. Im Detail ist es aber noch komplizierter, so sind zum Beispiel reine Beratungsfirmen sowie das Geschäftsfeld Schulung und Training von der Förderung ausgeschlossen.

Nur wenige Berater in der Region

Das BMWi hat als Berater bundesweit mehrere Hundert Firmen und Fachleute autorisiert. In der Region wird es jedoch dünn. Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es bislang nur ein autorisiertes Beratungsunternehmen mit dem Schwerpunkt IT-Sicherheit; im Kreis Herford sind fünf Unternehmen gelistet, die sich um die Digitalisierung von Geschäftsprozessen kümmern, zwei haben Know-how im Bereich Digitale Markterschließung. Insbesondere in den neuen Modulen „Digitalisierungsstrategie“ und „Datenkompetenz“ („go-data“) besteht ein großer Bedarf an qualifizierten Beraterinnen und Beratern.

Komplexe Projekte brauchen Netzwerke

Viel Erfahrung in Sachen Digitalisierungsstrategie hat Max Kummrow. Der Junior-Geschäftsführer der Haller Agentur KonText-Kontor, die seit Jahren für go digital zertifiziert und auch Mitglied im Netzwerk Unternehmen OWL ist, weiß, dass viele Unternehmen digitalisieren wollen aber oft nicht wissen, wie sie es angehen sollen: „Gut, dass der Strategie jetzt mehr Raum gegeben wird. Dazu zählt das Finden der richtigen Lösung ebenso wie die Suche nach den richtigen Partnern. Beides ist elementar für den Erfolg.“ Gute Berater hätten oft auch gute Netzwerke, die benötigtes Know-how zusammenführen.

Berater beantragen Fördermittel

Für die KMU beginnt die Nutzung des Förderprogramms mit der Suche nach dem richtigen Berater. Der übernimmt die Antragstellung für die Fördermittel, die Abrechnung und das Berichtswesen. Die Antragstellung kann ab sofort erfolgen. Sobald der Bundeshaushalt für 2022 verabschiedet ist, können Anträge bewilligt werden. Weitere Informationen zu „go-digital“ finden sich unter www.innovation-beratung-foerderung.de.


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Jan Düffelsiek