Deutschland ist auf den Fall eines langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfalls nicht ausreichend vorbereitet. Das meint der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) in Deutschland.
Bei ihrer Einschätzung stützt sich die Lobby der deutschen Versicherungsgesellschaften auf die Aussagen von Wolfram Geier, Abteilungsleiter für Risikomanagement beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Der sagte, dass „ein Blackout zu den aktuell größten Risiken für unser Land“ gehöre.
Notfall-Set für Haushalte
„Für zehn bis 14 Tage sollte man vorsorgen, das Nötigste im Haus haben, um möglichst ohne Hilfe Dritter auszukommen“, hatte Geier geraten. Dazu sollten ausreichend Trinkwasser, ein batteriebetriebenes Radio, Kerzen, ein Gaskocher und Konserven gehören. Auch ein Vorrat an wichtigen Medikamenten, ein Feuerlöscher und ein Erste-Hilfe-Set sollten in jedem Haushalt vorhanden sein. Auch sollte man die wichtigsten Dokumente in einer Mappe griffbereit liegen haben.
In Firmen fehlt die Vorsorge
„Die Mehrheit der Gesellschaft tut nichts“, sagt Geier. Selbst die Menschen, die schon einmal einen Blackout erlebt haben, träfen nicht ausreichend Vorsorge. Das Gleiche gelte für Unternehmen wie für öffentliche Einrichtungen. Und auch für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Notstromversorgungen, die diesen Namen verdienen würden, gebe es zwar in der Wasserversorgung und in den Krankenhäusern. Nicht aber in Polizeidienststellen, den Feuerwehr- und Rettungswachen, geschweige denn in den Kreisverwaltungen oder Rathäusern“, stellte vor kurzem der ehemalige Präsident des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, fest.
Beispiele gibt es schon
Das Szenario eines großen Stromausfalls sei keineswegs abwegig, sagte ein Sprecher der Versicherer. Er erinnerte an das Schneechaos im Münsterland 2005. In 2021 habe es eine Störung in einem kroatischen Umspannwerk gegeben, die nur durch Notabschaltungen in Italien und Frankreich abgefangen werden konnte. Im Januar 2021 fiel in Berlin für drei Minuten der Strom aus. Das legte ein Heizkraftwerk lahm und 90.000 Haushalte blieben für Stunden ohne Wärmeversorgung.
Stresstest für die Versorger
Die laufende Energiewende bedeute laut GDV für die Energieversorger und Netzbetreiber einen permanenten Stresstest. Denn während eine Stromerzeugung mittels Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken flexibel und exakt steuerbar sei, gelte dies für Wind- und Solarstromanlagen nicht. Sie seien viel schwankungsanfälliger. Das greife nicht nur an windstillen und dunklen Wintertagen, sondern auch dann, wenn der Wind auf See sehr kräftig blase und Offshore-Anlagen mehr Strom produzieren als verbraucht werden könne.
Krieg empfiehlt Richtungswechsel
Aktuell befeuert die Diskussion um die Abhängigkeit von russischem Gas die Grundsatzdiskussion um eine tragfähige Energieversorgung neu. Nach Expertenmeinung wird viel geredet, aber es passiert zu wenig. Die Stromautobahnen von Nord nach Süd kommen nicht voran, die Stromspeicherung schon gar nicht. Dennoch wird von der Berliner Ampel an den Plänen, die letzten Atomkraftwerke zeitnah abzuschalten, festgehalten.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © flucas – adobe stock