Bund will Appartements für Auszubildende fördern

Frau mit Brief auf Sofa

Die Landwirtschaft gehört zu den wenigen Ausbildungsbranchen, in denen eines noch üblich ist: Wohnraum für die Azubis. Was auch in anderen Berufen noch bis vor wenigen Jahrzehnten Usus war, rückt wieder in den Fokus derer, die händeringend Nachwuchs suchen: Wohnraum für die Lehrlinge.

Zum Start ins neue Ausbildungsjahr haben Experten und Verbände ihre Warnungen vor einem Nachwuchsmangel in vielen Branchen bekräftigt und für die Berufsausbildung geworben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schlug als eine mögliche Gegenmaßnahme die flächendeckende Schaffung von Azubi-Apartments vor: “Wenn unsere Gesellschaft mehr Fachkräfte braucht, dann muss sie auch dafür sorgen, dass die Auszubildenden mobiler sein können und sich in der Nähe des Lehrbetriebs eine Miete leisten können”, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.

DGB fordert niedrige Mieten

In einem Positionspapier spricht sich der DGB für “die Einrichtung von flächendeckenden, attraktiven Azubi-Wohnheimen in Form von Azubi-Appartements” aus. Die Miete in geförderten Appartements und Wohnheimen solle nicht mehr als 25 Prozent der durchschnittlichen Ausbildungsvergütung betragen. “Wir erwarten, dass die Bundesregierung ihr angekündigtes Förderprogramm für junges Wohnen schnell auf den Weg bringt”, sagte Körzell.

Förderprogramm in Arbeit

Im Koalitionsvertrag hatten die Ampel-Parteien vereinbart, ein Bund-Länderprogramm “für studentisches Wohnen, für junges Wohnen und Wohnen für Auszubildende” aufzulegen. Bundesbauministerin Klara Geywitz hatte zuletzt in einem Interview mit dem DSW-Journal des Deutschen Studentenwerks gesagt: “Ich möchte das Programm Anfang 2023 an den Start bringen.” Dabei hatte sie günstige Wohnmöglichkeiten auch für Azubis betont. Der genaue Finanzrahmen werde gerade ausgehandelt. Es gehe um dreistellige Millionenbeträge, sagte Geywitz.

Erste Arbeitgeber reagieren

Während sich die großen Arbeitgeber noch schwertun, über den Bau und Betrieb von Mitarbeiterwohnungen erneut nachzudenken, reagieren die ersten Ausbilder im Handwerk schon. „Da ich ohnehin mit Immobilien für mein Alter vorsorgen muss, kann ich auch Azubi-Appartements bauen“, sagte ein Heizungsbaumeister auf Anfrage. Fallstricke lauern jedoch bei der Steuer. Das Finanzamt setzt zu niedrigen Mitzinsen enge Grenzen. Im Zweifel droht eine Strafbesteuerung.

 


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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Alliance – adobe stock