Berufliche Weiterbildung muss sich neu erfinden

Berufliche Weiterbildung

Kaum eine Branche hat die Pandemie so durcheinandergeschüttelt wie die Berufliche Weiterbildung. Präsenzseminare mussten zwangsläufig ausfallen, nur Online-Trainings waren noch möglich. Den wenigsten Anbietern gelang bisher der schnelle Umstieg; Brancheninsider rechnen jetzt mit einer extreme Marktbereinigung.

Die Anbieter Beruflicher Weiterbildung sind seit Jahren nicht auf Rosen gebettet. Viele Firmen wechselten ihre Personalchefs aus, weil immer seltener Expertise in Personalentwicklung gefragt war. Das betraf gerade die Anbieter weicher Themen, in denen es um Teambuilding oder die charakterliche oder mentale Qualifikation der Arbeitnehmer ging.

Schon Probleme vor Corona

Die neuen Bedürfnisse ihrer neuen Auftraggeber – von denen die Chefs vor allem Erfolg in der Fachkräftegewinnung erwarten – konnten viele etablierte Anbieter nicht erfüllen, denn Expertise im Headhunting oder im Employer Branding geschweige denn in der Mitarbeiterakquise konnten die wenigsten aus dem Hut zaubern. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, auf welch wackeligen Beinen die Branche bereits vor Corona stand.

Schwieriger Start online

Die Pandemie hat die Baisse nur noch verstärkt: Präsenzseminare und Tagungen wurden von den Unternehmen reihenweise abgesagt, stattdessen wurden Online-Schulungen angefragt. Aber nur die wenigsten Anbieter konnten sich umstellen, schnell genug ihre Inhalte digitalisieren. Das lag auch daran, dass bisher nur wenige IT-Firmen oder Werbeagenturen professionelle technische Unterstützung anbieten konnten.

Erste Erfahrungen positiv

Und dann hat der Austausch via Internet auch noch oft besser funktioniert als erwartet. Wer lange allein im Home-Office saß, freute sich über jeden neuen Input und über jedes – wenn auch nur virtuelle Miteinander. Entsprechend hoch war die Motivation der Teilnehmer. Für die Referentinnen und Referenten waren Live-Schaltungen vielleicht ungewohnt, aber sie bekamen noch Feedback. Schwieriger wurde es für jene, die ihre Schulungen einfach digitalisierten, sich vor die Kamera stellten und im Hintergrund ihre Präsentation ablaufen ließen. Hier fehlte vielen das Feedback der Teilnehmer.

Viele Anbieter werden aufgeben

Von der digitalen Revolution werden vor allem die jungen Weiterbildungsanbieter profitieren. Viele Ältere trauen sich den Wandel nicht mehr zu. 76 Prozent stimmten jetzt in einer Umfrage des Wuppertaler Kreises – Bundesverband Berufliche Weiterbildung der Hypothese zu, dass viele Anbieter diesen Wandel wirtschaftlich nicht überleben werden.

Andere Themen gefragt

Denn neben neuen Formaten sind vor allem auch neue Inhalte gefragt. Personaler erhoffen sich von den Anbietern Beruflicher Weiterbildung künftig mehr Hilfe bei den harten Themen. Und dazu gehören das Onboarding, das Training neuer Hard- und Software, die Qualifikation für den Umgang mit neuen Maschinen sowie die Schulung neuer Modelle für Kommunikation und Zusammenarbeit.

 


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Вадим Пастух – adobe stock